2024-09-29 01:04

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Sonntag, 7. Februar 2010
König Ludwig Lauf 2010: 21 km classic
Quelle: www.xc-ski.de
Themengruppe: Wettkämpfe
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Heute war Wachslotto pur. Gestern ja der feuchtnasse Tag mit Regen in der vorhergehenden Nacht und dann Pappschnee satt tagsüber bei Plusgraden. In der Nacht auf heute dann weiter Schnee bei leicht fallenden Temperaturen. Am Morgen dann -2 Grad. Ich hatte blaues Steigwachs eingebügelt. Darauf dann blau extra mit viola gemischt. Ergebnis: Nix. Absolut null Abdruck. Der Schock saß erstmal, als ich im Startgelände versuchte, meine Nervosität mit ein paar Metern Einlaufen zu bekämpfen. Also schnell eine halbe Stunde vor dem Start nochmal in die Schlange am Toko-Stand eingereiht und dann erstmal gewartet und gewartet und ... gewartet. 7 Minuten vor dem Start war dann über meinem Steigwachs-Verhau noch eine Schicht heißgewachster Klister, abgedeckt mit gelbem Steigwachs. Ich bin mir sicher, daß noch nie ein Mensch in der Geschichte des Langlaufsports mit so einer Kombi am Start stand.
Weil ich erst wenige Minuten vor dem Start auf´s Startgelände kam, war natürlich mein Plan gescheitert, nach den Erfahrungen von gestern, heute weiter vorn an der Startlinie zu stehen. Nur ganz links war der Andrang etwas geringer. Zum Preis eines längeren Weges und etlicher notwendiger Spurwechsel bis zur Zusammenführung der Startspuren. Egal. Heute wollte ich von Anfang an Vollgas geben. Es standen ja nur 21 km am Programm, dafür sollte es gerade mal so reichen.
Innerhalb von einer Minute nach dem Startschuß war ich bei 95% HFmax und bis zum Erreichen des höchsten Punktes der Strecke, kurz vor der ersten Verpflegung, fiel der auch nicht mehr unter 90%. Leider war der Ski lange nicht so gut wie gestern und ich mußte ganz schön ackern, um an Leuten dran zu bleiben, die mit wenigen eleganten Doppelstockschüben neben mir entlang glitten.
Zu allem Überfluß machte sich auch die wohl 3-4 mm dicke Steigschicht unliebsam bemerkbar, indem der Klister immer wieder unvermittelt die Gleitphasen abstoppte. Erst recht, als nach der Verpflegung die Sonne durch den Nebel herauskam und die Loipe zusätzlich antaute. Zum Glück führte die Loipe nach wenigen Kilometern wieder in den Schatten eines Berges und die Spuren waren wieder hart gefroren.
Am Wendepunkt dann ein erster zaghafter Blick auf´s Handgelenk und eine Überraschung. Auf die Minute die gleiche Zeit wie gestern. Das gab mir einen regelrechten Schub und mit kraftvollem Doppelstockschub ging´s zurück in Richtung Ziel. Verwöhnt von gestern nervten die vergleichsweise stumpfen Ski aber gewaltig. Weil ich ab dem Start ohne Kompromisse gelaufen war, merkte ich heute bereits ein paar Kilometer vor dem Ziel deutlich die Anstrengung in den Knochen. Der gestrige Marathon dürfte da dran auch nicht ganz schuldlos gewesen sein. Die letzten 3 Kilometer waren dann durchaus als hart zu bezeichnen, zumal ab der Abzweigung am Fluß entlang nur noch tiefer Kunstschnee statt einer Loipe zu finden war. Völlig ausgepumpt hätte ich dann fast die Kurve vor der Brücke zum Stadion verfehlt. Im Zielkanal war dann nix mehr übrig. Im Senioren-Diagonalschritt fuhr ich bei 1:28 durch´s Ziel. Exakt der gleichen Zeit, nach der ich gestern mit den Skating-Ski das zweite Mal über die Startlinie fuhr.
Aus mir wären heute vielleicht noch ein, zwei Minuten herauszuholen gewesen. Mehr nicht. Der Wettkampf lag zeitlich ziemlich nahe am derzeit für mich Möglichen. Optimierungspotential waren allerdings sicher noch einige Minuten beim Ski gewesen. Und wenn ich frisch an den Start gegangen wäre, hätte ich sicher auch noch ein bischen herausgeholt. Top 100 wäre damit in Reichweite gewesen. Classic scheint doch meine bessere Disziplin zu sein. Ich bin mir immer sicherer, heuer am endlich am Skadiloppet zu starten, auch wenn ich Ende März siche rwieder die Nase vom Winter gestrichen voll habe.

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