2024-11-28 00:43

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Dienstag, 29. Dezember 2009
"Regeneration" im Val da Fain
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: Schneeschuhtour
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Zur Auflockerung wollten wir heute am 4. Tag unserers Aufenthalts im Engadin eine kleine Schneeschuhtour als regenerative Einheit einlegen. Wegen den schwierigen Schneeverhältnissen (am Heiligabend hatte es noch bis mind. 2500 Meter wie aus Kübeln geschüttet und dann nochmal 10-15 cm draufgeschneit) fiel die Wahl auf´s Val da Fain, ein sanft ansteigendes Hochtal, das von der Talstation der Diavolezza-Seilbahn auf ca. 7 Kilometer mit 400 Höhenmetern bis zum Passo La Stretta (schweizerisch-italienische Grenze) ansteigt, von dem man ins Tal von Livigno sehen kann. Kennern ist das Tal auch als Freeride-Alternative bekannt, wenn man mit dem MTB vom Engadin in Richtung Livigno kommen will. Im Sommer ist das Tal auch völlig mit Murmeltieren übervölkert. Welcher Kontrast zur Szenerie, die sich uns heute bot. Ich habe das Tal noch nie so tief verschneitgesehen, und das obwohl im unteren Bereich noch deutlich die Folgen des Tauwetters in Form von ausgedehnten Harschfeldern zu erkennen waren.
Vom Parkplatz der Diavolezza-Bahn führte uns also unser Weg zuerst einmal zu einer völlig eingeschneiten Alm. Eigentlich hatte ich geplant von da ab an der südlichen Flanke des Tals aufzusteigen. Ein riesiges Lawinenfeld machte dies jedoch unmöglich und so überquerten wir auf einem Lawinenkegel den Bach. Interessantererweise sah man dem Bachbett noch das Hochwasser an, das vor ein paar Tagen hier geherrscht haben muß. Ähnlich einer natürlichen Bobbahn war das Bachbett von Wänden aus blankem Wassereis gesäumt. Auf der anderen Talseite erreichten wir nach kurzem Anstieg den Wirtschaftsweg, der im Sommer so herrlich mit dem MTB zu befahren ist. Die geschätzten 120 cm Schneeauflage machten es aber oft zum reinen Ratespiel, den Weg zu finden. Leider machten es nun auch auf dieser Talseite ausgedehnte Lawinenkegel zunehmend schwerer voranzukommen. Häufige Umgehungen und schwierige Querugen liessen den Zeitplan regelrecht platzen. Nach 2 h und 10 Minuten hatten wir dann aber unser Ziel, die Alp la Stretta, erreicht. War es auf dem Anstieg noch häufig bedeckt gewesen, so hatten wir Glück und die Sonne kam nun durch. Leider fanden wir aber keine schönen Platz zum Rasten, dafür lag einfach viel zu viel Schnee. Die geschätzten knapp 2 Meter hatten alles unter sich begraben. Denn hier oben auf knapp 2500 Meter war nichts mehr von einer Harssschicht zu spüren, offenbar hatte es hier oben also durchgeschneit.
Kurzerhand entschlossen wir uns also ohne Rast umzudrehen und wieder zum Ausgangspunkt zurückzugehen. Erneut zwangen uns die vielen Lawinenkegel zu Umgehungen. Nach 4 Stunden und 10 Minuten waren wir dann aber wieder zurück am Ausgangspunkt.
Als Fazit bleibt festzuhalten, daß die Tour im Berninagebiet wunderschon war, führte sie doch in ein menschenleeres Hochtal mit atemberaubenden Blicken in Richtung Piz Palü. Ein kurzer Blick auf den HAC erhärtete jedoch den bereits gehegten Verdacht, daß die Tour für eine “Ruhrtag” völlig ungeeeignet war.

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