2024-07-01 12:22

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Dienstag, 8. September 2009
TA2009 - 4. Etappe: Plätzwiese-Aleghe
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: MTB-TA2009
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Die letzten beiden Tage hatten wir ein wenig gebummelt und lagen jetzt prompt einen halben Tag hinter dem ursprünglichen Zeitplan. In der Hütte gab´s ab 6:30 Frühstück und so standen wir bei knapp über null Grad mit halbleeren Rucksäcken (für die anstehende Abfahrt hatten wir alles angezogen, was zu finden war) bereits kurz vor acht Uhr vor der Hütte. Wir hatten uns fest vorgenommen einen Teil davon heute wieder aufzuholen. Bei der Planung hatte ich mich auf den heutigen Tag ganz besonders gefreut, da wir fast die Hälfte des Weges auf Trails unmittelbar an vielen Dolomitengrößen vorbeifahren würden. Die Sonne schien und so stand einem tollen Biketag nichts mehr im Weg.
Die noch im Schatten liegende Abfahrt war genauso kalt wie ich sie erwartet hatte und führte uns auf die Verbindungsstraße zwischen Toblach und Cortina. Entlang dieser Straße ist auf einer ehemaligen Bahntrasse eine Loipe/MTB-Weg angelegt worden. Es dauerte zwar ein wenig, bis wir den Weg gefunden hatten, dafür rollte es dann fast von allein hinunter nach Cortina. Die Ausblicke von diesem Weg gibt´s wohl nur an genau einem Flecken auf de Welt. Die Dolomiten haben schon was. Und die verrückten Italiener haben die alten Eisenbahntunnel sogar mit Beleuchtung ausgestattet. Am Ortseingang fuhren wir auf einem schmalen Pfad von der Trasse ins Tal ab, weil ich meine Gelvorräte wieder auffrischen wollte. Wie so oft in Italien gab´s im Sportgeschäft aber fast nur Klamotten und so querten wir gleich die Hauptstraße um über eine Nebenstraße Cortina westlich zu umfahren. Der Schmarrn brachte uns außer 300 Zusatz-hm und einer Stunde Zeitverlust eigentlich gar nichts, denn zum Einstieg zum Rif. Croda da Lago mussten wir wieder ganz ins Tal abfahren. Ich hab mich hier gleich wieder verfahren und über extrem abenteuerliche, sicher ein paar hundert Jahre alte Steige ging´s die ersten paar hundert hm hinauf. Irgendwann war Schluß und wir mussten wieder 100 hm runter auf die “Fahrstraße”. Selten habe ich so ein Schottermonster erlebt. Gnadenlos steil prügelt der Weg hoch zum Rifugio wo wir nach der üblen Schinderei erst mal wieder die Kohlenhydratspeicher auffüllten. Ab dem Rifugio kam dann einer der wenigen, raren Holy-Trails über die Forcola Ambrizzola und noch ein, zwei Höhenrücken bis knapp vor den Passo Staulanza. Dieses Teilstück der Tour werde ich so schnell nicht vergessen. 5 Sterne-Trailspaß über Stunden in einer der schönsten Landschaften der Welt.
Hoch zum Pass kam noch eine kurze Teerpassage, bevor wir dann rechts in Richtung Alleghe abbogen. Der Weg führte sanft fallend nach Osten, bevor er nach einer Alm urplötzlich anzog und eine Skipiste hinaufführte. Oben angekommen hatte ich absolut keine Lust mehr, weitere 200hm zum Einstieg in die berühmten Alleghe-Trails hochzukurbeln und so fuhren wir auf einer grobschottrigen Skipiste direkt unterhalb der Felsmauern der Civetta in den Ort hinab.
Ein Hotel war schnell gefunden und auf die unvergesslichen Erlebnisse dieses Tages mußte ich mir unwillkürlich ersteinmal ein Weißbier bestellen. Dieser Tag war ganz eindeutig unter Top-Touren, die ich bisher in meinem Leben gefahren bin.

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