2024-07-01 12:47

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Samstag, 5. September 2009
TA2009 - 1. Etappe: Kufstein-Krimml
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: MTB-TA2009
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Endlich ging es los. Im Juli hatte ich ja wegen Knieproblemen die Transalp Challenge absagen müssen. Nun sollte es endlich doch noch mit dem Bike über die Alpen gehen. Ich war so heiß, daß ich schon um 5.30 im fertig gepackten Auto saß. Was ich aber nicht bedacht hatte, war der Umstand, daß man so früh an einem Samstagmorgen auf der bayerischen Autobahnen sehr gut vorankommt und so saßen wir bereits um 7:30 in der Raststation Inntal beim Frühstück. Draußen war es einfach nur saukalt und der starke Regen der letzten Nacht war überall noch in Form von Pfützen zu erahnen.
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt diesmal von bayerischem Boden aus zu starten und so suchten wir uns einen Wanderparkplatz in Kiefersfelden, wo wir die Bikes zusammenbauten. Es war noch kein bischen wärmer, als wir uns dann um 8:15 auf die Bikes setzten und losfuhren. Der Weg nach Riva führte uns erst einmal auf dem Inntal-Radweg südwärts. So giftig sich der Radweg im Unterengadin zeigt, so sanft führte er hier am heftig Hochwasser führendem Inn entlang. Wir konnten uns daher bis Wörgl erst einmal gemütlich 25 km einrollen. In Wörgl bogen wir dann in Richtung Brixental ab. Eine alte Straße führte, nun als Radweg ausgezeichnet das Tal hinauf in Richtung Hopfgarten. Schon bald sahen wir den ersten, gar nicht einmal so hohen Berg, dessen Gipfel sehr, sehr weiß war. Kein gutes Zeichen für die weitere Tour durch die Nord- und Zentralalpen.
Schnell waren wir in Hopfgarten. Was für ein häßlicher Flecken Erde. Ischgl wird ja oft als Ibiza der Alpen bezeichnet, Hofgarten ist wohl dann das Castrop-Rauxel der Alpen. Ich war so darauf bedacht aus Hopfgarten wieder herauszukommen, daß ich, anstatt den Weg nach Westendorf einzuschlagen, in ein anders Tal hochfuhr. Erst viele hundert Höhenmeter später, weit hinter Kelchsau, irgendwo im kurzen Grund merkte ich den Fehler. Jetzt mußte eine Entscheidung getroffen werden. Eine Umkehr hätte bedeutet, daß wir, wieder über Westendorf und Filzenscharte, auf dem Weg in den Pongau bereits am ersten Tag der Tour mehr als 3000hm aufgesammelt hätte. Keine verlockende Aussicht. Andererseits war auf der Karte ein anderer, mir unbekannter Übergang aus dem Tal in den Pongau eingezeichnet. Wir entschlossen uns diesen auszuprobieren.
Groß war dann die Ernüchterung als nach einer Hütte alle Wege mit Bikeverbotsschildern gesperrt waren und auch der geradeaus weiterführende Weg nicht mehr war als ein windiger Steig. Ich stellt mich gerade darauf ein, nach Hopfgarten zurück zu müssen, als mir einfiel, daß ich 100 hm weiter unten ein mit einem eisernen Portal verschlossene Brücke passiert hatte. Schnell hatten wir das Portal umklettert und fanden uns auf einem wunderbaren Forstweg wieder, der in herrlichen Serpentinen zur nächsten Alpenvereinshütte hochführte. Kurz vor dieser bog dann links ein nagelneuer Weg ab, der zunächst sanft ansteigend, dann fast flach hoch zum Salzachjoch führte, wo ein kleines Kircherl den Übergang in den Pongau markierte. Was für ein schöner, voll fahrbarer Übergang in den Nordalpen. Mir ist schleierhaft, warum dieser nicht bekannter ist, zudem der obere Teil des Weges ja praktisch neu angelegt ist (sicherlich mit EU-Subventionen:-)).
Auf den letzten 200 hm vor der Passhöhe war inzwischen die Schneeauflage doch recht deutlich sichtbar und entsprechend waren auch die Temperaturen. Wir waren daher froh auf der Abfahrt ein kleine Hütte zu finden. Beim dampfenden Essen erzählte uns dann auch der Wirt den Grund für die Sperrung des 1A-Bikeübergangs. Der Besitzer wollte wohl so irgendwelche "Entschädigungen" vom Land für die Überlassung seines Weges erpressen. Typisch Tirol halt, Hauptsache abkassieren, Wegelagergesindel elendes ;-). Auf jeden Fall spendierte uns der Wirt erstmal einen Schnaps, daß wir trotdem rüber sind und fast wären wir in der urigen Hütte hängen geblieben. Doch das ursprüngliche Ziel war ja eigentlich Krimml gewesen und so ging´s halt noch einmal hinaus in die Kälte. Über eine Forstautobahn gelangten wir hinab zur Gerlos-Passstraße und auf dieser rechts hinauf zur Passhöhe. Von da fuhren wir zuerst auf Teer durch ein Hochmoor und dann nur noch bergab nach Krimml. Die Starkniederschläge der letzten Tage bescherten uns noch ein besonderes Schauspiel, denn die Krimmler Wasserfälle schäumten geradezu über. Unten konnten wir uns dann völlig problemfrei eine Unterkunft aussuchen.

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