2024-07-09 01:38

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Freitag, 22. Mai 2009
Corno della paura
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: Mountainbike
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Heute hatte sich uns ein Freund angeschlossen, der selbst noch kaum Bike-Erfahrungen am Lago gesammelt hat. Ich stellte daher eine Tour zusammen, die möglichst alle Aspekte des Lago-Bikens abdecken sollte. Leider mussten wir nach den gestrigen Erfahrungen am Tremalzo den hochalpinen Teil der Tour streichen. Trotzdem blieb immer noch ein strammes Tagesprogramm, so daß wir um 9:00 Uhr in Torbole starteten. Der frühe Starttermin hatte aber noch einen anderen Grund, denn es war verdammt schwülheiß geworden und bereits am frühen Morgen war die kleine strada del monte baldo ein Glutofen.
Da die geplante Tour über Monte Varagno zur Malga Campi und Rif. Graziani ja schneebedingt ausfallen mußte, bogen wir auf knapp 1100 Metern Seehöhe auf einen kleinen Singltrail ab, der bald auf die immer leicht fallende Strada brentagnana mündete. Hier an der Nordflanke des berges waren die Temperaturen im wald nun recht angenehm. In Festa verliessen wir diese nach rechts und der Weg wechselte seinen Belag in Beton, was am Lago immer ein sicheres Zeichen dafür ist, daß es bald Steigungen jenseits der 20% zu bezwingen gilt. Genauso kam es dann auch und die östliche Ausrichtung des Anstiegs tat ihr übriges dazu, uns ordentlich ins Schwitzen kommen zu lassen.
200hm später war dann an Fahren nicht mehr zu denken und wir wuchteten die Bikes einen happigen S2-trail hoch, bevor wir auf einem schönen ebenen Wiesenweg nach San Giacomo hineinrollten. Hier füllten wir erstmal unsere Energiespeicher wieder etwas auf, bevor wir auf der Fahrstraße hoch nach San Valentino fuhren. Hier trafen wir wieder auf die eigentlich geplante Route. Es ging nun auf einen alten Militärstraße im Skigebiet noch einmal 200hm nach oben, bevor wir das unbestrittene Highlight der Tour erreichten, den alten Militärweg an der Corno della Paura, der eine wilde Mischung aus Tremalzo- und strada delle 52 galerie ist. Seitdem vor 2 Jahren eine Brücke restauriert wurde ist er nun wieder voll zu fahren. 1300 hm direkt über dem Etschtal windet er sich aberwitzig durch Felswände, Schluchten und Steilabbrüche.
Nach dem Scheitelpunkt erreicht man ein Ruinenfeld aus dem 1. Weltkreig, von dem man highspeed in den modernen Wintersportort Polsa hinunterfahren könnte. Wir biegen aber auf halbem Weg scharf rechts ab und folgen eine anderen Militärstrasse. diese führt nun über viele Kilometer als feiner S1-Trail hinab, bevor man kurz über einem Dorf wieder eine Teerstraße erreicht. Über Prada, Brentonico geht es nun zügig nach Loppio und von dort auf dem wohlbekannten Radweg zurück nach Nago, wo sich mit einer rasanten Abfahrt nach Torbole die Tour schloß.
Vom See zur Corno hochzufahren und von dort auch wieder zurück ist keine touristische Veranstaltung mehr. Eine gewisse sportliche Ambition ist hier zweifelsohne von Nöten, besonders wenn man die Originalroute über Monte Varagno und Rif. Graziani befährt. Aber auch die niedrigere Variante von heute steht dem Original fast nicht nach. Dafür wird man mit einer sehr abwechslungsreichen Tour im wenig befahrenen "Hinterland" des Monte Altissimo belohnt.

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