2024-06-29 09:13

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Samstag, 21. Februar 2009
Einrollen
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: Rennrad
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Am Morgen holte ich erst einmal das Zusammenbauen der Räder nach. Inzwischen klappt das so gut, dass ich heute gerade noch eine gute halbe Stunde dafür brauchte. Durch die Balkontür schien die Sonne und alles deutete auf ein schönes erstes Einrollen hin.
Eine brauchbare Landkarte war auch schnell beschafft (Hier war ich aus Kreta schon ganz anderes gewöhnt und entsprechend negativ waren eigentlich meine Erwartungen) und eine schöne leichte Tour zum Einrollen und zum Check des Materials schnell zusammengestellt. Als ich dann denn Carbon-Hobel aus der Hoteltür schob, traf mich der Wind mit voller Wucht. Beim Zusammenbauen der Bikes war schon beständig ein gewisses Rauschen von draußen zu vernehmen. Auf das, was mich nun aber erwartete, war ich nicht vorbereitet. Der Wind riß so am Rad, dass beide Räder vom Boden abbhoben und das Bike fast waagrecht in der Luft hing. Ich hielt es nur am Vorbau und hatte alle Hände voll zu tun, es wieder auf den Boden zu bringen. Das ist anscheinend einer der Nachteile eines 6,8 kg-Carbon-Bolliden mit Aero-Bereifung. Glücklicherweise war es nur eine heftige Böe, so dass wir die Tour starten konnten. Die ersten Meter ging es am Meer entlang und der ablandige Wind zeichnete seine Muster in die Wellen. Meine Einschätzung der Windstärke anhand der Gischt deckte sich gut mit den Werten aus dem Internet. Windstärke 6, in Böen 90 km/h.
Es wurde ein recht übles Gekämpfe gegen den Wind, da uns die gewählte Route zunächst fast direkt auf Gegenwindkurs schickte. Immer wieder boten ein paar Hügel eine gewissen Windschutz, auf den Strecken dazwischen blies es aber ohne Erbarmen. An einem besonders schönen Kloster legten wir nach einer Dreiviertelstunde eine kleine Rast ein und wurden mit einer hervorragend erhaltenen Anlage belohnt. Fast alles war zugänglich und bot einen informativen Einblick in das Leben der Mönche.
Außerdem war der Stopp eine wilkommene Gelegenheit, sich noch einmal die Aspekte des Linksverkehrs ins Gedächtnis zu rufen. Die Griechen fahren zwar wie die gesenkten Schw.., die meisten nehmen aber schon Rücksicht auf Rennradfahrer (und der eine oder andere grobe Schnitzer ist uns heute schon unterlaufen). Zumindest war dies Hier und Heute so. Ein Umstand, den ich so nicht erwartet hätte.
Auf unserem weiteren Weg gegen den Wind stoppte uns plötzlich ein unmissverständlich formuliertes Schild. Sinngemäß war allen außer den extra zugelassenen Leuten der Zutritt strengstens verboten, weil hier eine UN-Pufferzone sei. Innerlich verfluchte ich natürlich das Kartenmaterial (da hatte ich mich eindeutig zu früh gefreut), in dem nicht der geringste Hinweis darauf gegeben war. Uns blieb nichts anderes übrig, als umzudrehen und uns vom Wind 15 km in einem wilden Flug zur nächst größeren Stadt treiben zu lassen.
Während der Fahrt zurück zum Meer wurde es von Nordwesten her kommend zunehmend dunkler. Am Ortsrand erfasste uns dann ein Hagelschauer, der sich gewaschen hatte. Ich habe noch nie die Einschläge der Hagelkörner so heftig gespürt, zumal sie uns fast waagrecht um die Ohren flogen. Wir mußten uns unterstellen, keine Frage. Leider war der Platz zwar mit einem Wellblechdach geschützt, aber dem Wind völlig ausgeliefert, so dass wir nach 10 Minuten ziemlich durchgefroren waren und beschlossen nun im nachlassenden Regen weiterzufahren.
Schweren Herzens mußte ich meinem Carbon-Renner nach nun immerhin 15 Monaten seine erste Regenfahrt zumuten. Die Straßen waren triefnass und so drosselten wir unsere Geschwindigkeit um zumindest das Spritzen von den Reifen einzudämmen. Nass wurden wir aber auch so schon genug. Daher brachen wir die Runde ab und führen nach 2 Stunden nur noch zum Hotel zurück.
Es versteht sich von selbst, dass nach einer Stunde der Himmel wieder tiefblau war. Allerdings nahm der Wind noch weiter zu, so dass an eine zweite Runde nicht mehr zu denken war. Wir schnappten uns daher das Auto und schauten uns ein wenig die Insel an. Meine Linksverkehr-Fahrkünste sind immer noch recht bescheiden. Zum Abend hin flaute der Wind dann fast komplett ab und es klarte vollends auf. .Nach unserem morgigen Umzug in das andere Hotel steht einer schönen, größeren Tour nun hoffentlich nichts mehr im Weg.

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