Der lange Weg zurück nach Roth

Themengruppe: Langlaufen

Irgendwas ist heute anders. Gut, die Skating-Ski hatte ich gegen Classic-Ski getauscht, aber das war´s nicht. Irgend etwas setzte mir heute unterbewußt zu: Mach langsam. Schnauf nicht so tief. Brems bergab. Außerdem hatte ich die feste Überzeugung heute keine gewachsten Ski, sondern grob geschnittene Holzlatten unter den Füssen zu haben. An ein Gleiten war überhaupt nicht zu denken. Jeder noch so ambitionierte Abstoß wurde anstatt vom erhofften Vortrieb nur von einem schlurfenden Geräusch quittiert. Und obwohl es von Pontresina bergauf zum Staz-Wald ging, wurde mir von Minute zu Minute kälter.
Endlich erreichte ich kurz vor der Alp Staz eine kleine Abfahrt, die in der Sonne schien. Sonst nicht so mein Ding, machte ich erstmal eine kurze Rast, um jeden Teil meines Körpers kurz in Richtung der wärmespendenden Sonne zu halten um mich wieder ein klein wenig aufzuwärmen.
Nach der Alp Staz taucht die Loipe in den Schatten des südseitig stehenden Berges ein. Schlagartig sackte die Temperatur noch einmal durch. Die weitere Abfahrt nach St.Moritz erforderte echte Nehmerqualitäten. Immer konkreter spukte der Plan, mit einem Taxi nach Hause zu Fahren, in meinem Gehirn herum.
Erstaunlicherweise wurde es jedoch ab dem Langlaufzentrum in St.Moritz (da, wo alle Sieger des ESM verewigt sind) wieder wärmer. Vermutlich sorgten hier die noch nicht zugefrorenen Seen des Oberengadin für eine leicht erwärmte Luftschicht, so dass ich beschloss doch noch ein wenig weiter zu fahren. Der Champfer-See war bereits zugefroren und so ging es auf schneller Spur bis nach Surlej (dass die Spur zweimal nur 2-3 Meter am offenen Wasser vorbeiführte und eigentlich noch offiziell gesperrt war erwähne ich jetzt besser einmal nicht).
Das letzte Mal war ich vor 4 Monaten hier in Surlej. Damals führte mich der Weg mit dem MTB hoch zur Forcola Surlej und weiter auf einen “Höllen-Downhill” ins Val Rosegg hinunter. Auch heute hatte ich keine Lust darauf, auf gleichem Weg nach St.Moritz zurückzufahren. Also wählte ich den “oberen Weg”, am Sprungturm der Skischanze vorbei, der einen dann auf der Piste der Skitour zurück zum Kempinski-Hotel bringt. Mit Classic-Langlaufski nicht ganz ohne.
Von hier ging´s dann auf der gleichen Route zurück nach Pontresina. Gottseidank schien nun auch die Sonne auf Teilstücken der Strecke, so dass die Temperaturen erträglicher waren. Erst ab der Alp Staz wurde es wieder schattig, zumal hier auch nur noch die letzte Abfahrt anstand. Direkt oberhalb von Pontresina wählte ich zur Feier des Tages nicht den direkten Weg ins Langlaufzentrum, sondern machte noch den kleinen Umweg über´s Val.Rosegg und von dort dann zurück nach Pontresina.
Der Hammer kam dann, als ich die Wachsempfehlung für den nächsten Tag im Internet nachlas. Es war die kurze, aber aussagekräftige Zusammenfassung der heutigen Wetterdaten für Pontresina:
Schneetemperatur morgens: -19 Grad
Schneetemperatur nachmittags: -15 Grad
Lufttemperatur Pontresina 8.00 Uhr: -20 Grad
Lufttemperatur Pontresina 15.00 Uhr: -12 Grad

An den Seen mag es etwas wärmer gewesen sein. Trotzdem war ich bisher noch nie über 3 Stunden bei solchen Temperaturen “on the Track”. Und dass die Ski nicht ins Gleiten kamen, wundert mich jetzt offengestsanden auch nicht mehr sonderlich.

P.S. Die vorhergesagte Morgentemperatur für Samedan ist Morgen -22 Grad.