2024-07-01 11:58

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Freitag, 26. Dezember 2008
Skaten im Oberengadin
Quelle: eigenes Bild
Themengruppe: Langlaufen
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Zuhause hatte ich noch alle Langlaufski feinsäuberlich mit einer doppelten Schicht roten Hydrocarbonwachses versehen. Völlig für die Katz. Nachdem ich das Auto auf den Hotelparkplatz verfrachtet hatte und alle Gepäckstücke im Zimmer waren, war erstmal eine größer Wachssession angesagt. Hydrcarbon blau, mit ein bisschen Fluor-Finish für unter Minus-10 war das Gebot der Stunde.
Im Engadin war mal wieder ´ne kleine Eiszeit ausgebrochen. Ein Hochdruckgebiet liegt über ganz Mitteleuropa und weil kaum Wind zu vermelden war, sackten die Temperaturen in den wolkenlosen Nächten kräftig durch.
Die erste Runde sollte von Pontresina aus auf der Original-ESM-Route zuerst nach Samedan führen. Von da ab dann über den Golfplatz nach Celerina und von da dann wieder zurück nach Pontresina.
Da ich noch nicht 100% gesund war (vielen Dank an die lieben Kollegen, die mir in der letzten Arbeitswoche noch einmal die Pest an den Hals hexten) nahm ich mir vor, diese erste Runde möglichst moderat anzugehen. Um so größer die Überraschung, als ich bereits auf dem ersten, abfallenden Stück hinunter zum Punt Muragl sehr kräftig anschieben musste, um nicht stehen zu bleiben. Die 3cm Neuschnee waren derart stumpf, dass ich jedes Vertrauen in meine Wachskünste verlor.
Unten am Golfplatz ging´s dann etwas besser. Wie gewohnt, sorgte hier die Sonne für bessere Verhältnisse. Die Ski fingen plötzlich an zu gleiten. Was für ein unbeschreibliches Gefühl, durch´s tief verschneite Oberengadin unter einem tiefblauen Himmel zu skaten. Egal in welche Himmelsrichtung man blickt, immer leitet ein Taleinschnitt den Blick in ein 5-Sterne Winter-Wonderland deluxe. Es gibt nur ganz wenige Flecken in den Alpen (auf Anhieb fällt mir nur eine Wiese in der Nähe von Altenmarkt im Salzburger Land ein) die einem so eindringlich klar machen, welch grandiose Natur einem beim Langlaufen quasi als Dreingabe serviert wird.
Von Samedan ging´s dann in Richtung Celerina auf einer landschaftlich äußerst reizvollen Loipe immer am Inn entlang. Dort änderte ich dann meine Routenplanung. Zu verlockend war der Name der bisher noch unbekannten Loipe: Traumloipe. Auch sie sollte nach Pontresina zurückführen. Das tat sie auch. Aber nicht ohne vorher noch einmal 150 hm recht forsch bergan anzuziehen. Die Szenerie entlang der Loipe entsprach dafür jedoch ohne Abstriche den durch den Namen hoch vorgegebenen Erwartungen. Ein tief verschneiter, lichter, sonnendurchfluteter Arvenwald kurz unterhalb der Baumgrenze. Kurz nach dem höchsten Punkt mündete die Traumloipe in die gut bekannte ESM-Loipe. Auf dieser ging es nun komfortabel zurück nach Pontresina.

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