2024-07-05 22:11

Der lange Weg zurück nach Roth

Work-Life-Balance für Fortgeschrittene.

--- Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nützen ---
(Lucius Annaeus Seneca, Von der Kürze des Lebens 1, 3)
Sonntag, 12. Oktober 2008
Super-GAU in München
Quelle: www.muenchenmarathon.de
Themengruppe: Wettkämpfe
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Wie soll man das Geschehen anders einordnen als mit der Bezeichnung Sportlicher Supergau. Aber nochmal zurück zum Anfang. Heute war wieder das erst Wochenende nach dem Oktoberfest. Und da ist in München Marathon-Zeit. Ich werde zu dem Wettkampf immer eine besonder Beziehung haben. Schließlich bin ich vor ein paar Jahren dort meinen ersten Marathon gelaufen.
Weil ich heuer ja sehr radorientiert trainiert habe, war ein Marathon natürlich nicht drin. Also kam ich dem Wunsch meiner Frau nach und bin mit ihr den 10-er gelaufen. Eigentlich wollte ein Freund auch noch mitlaufen, aber der mußte kurzfristig absagen. Also waren nur wir beide am Start. Die Stimmung am Start war wieder Klasse. Stampfende Beats, dazu herrlichstes Oktoberwetter in München. Da war die Erkältung, mit der ich mich die ganze Woche herumgeschlagen hatte, schnell vergessen. Ich hatte ja auch kein Fieber und am Sonntag morgen fühlte ich mich rundherum gesund, sonst hätte ich nach meiner Vorgeschichte aus dem letzen Jahr nie einen Start riskiert. Trotzdem hatte ich mir vorgenommen nicht über 90% Hfmax zu gehen.
Nachdem uns eine Blaskapelle und ein paar Böllerschützen auf die Strecke geschickt hatten, startete ich unter dem Startbogen meinen HAC. Mein Plan war relativ konstant mit 5min/km durchzulaufen. Bereits am ersten km spürte ich, dass das heute wohl nicht drin sein würde. Es wurden 5:20 auf den ersten km. Egal. Lauf ich halt das Tempo durch. Als ich mal nach rechts schaue, trifft mich fast der Schlag. Läuft doch da tatsächlich meine bessere Hälfte mit beschwingtem Schritt. Nach 2 km platze ich plötzlich und ich muss deutlich Tempo rausnehmen.
Mir bleibt nur noch ihr “Viel Spaß und “Lauf dein Tempo” hinterherzurufen und weg ist sie.
Ich kämpfe mich ab da nur noch mit einem Laufstil wie ein Schwergewichtsboxer durch´s Rennen. Plötzlich werden Gelegenheitsjogger zu Gegner, deren Fersen es zu halten gilt. Erst nach 4 km am Wendepunkt hab ich mich wieder einigermaßen erholt und es geht mit einem besseren Trab-Schritt zurück ins Stadion.
Im Ziel wartet meine Frau mit einem Weißbier in der Hand auf mich und feuert mich auf der Schlußrunde an. Der Blick auf den HAC lässt keinen Zweifel mehr zu. Es sind 2 Doppelpunkte zu sehen und vor dem ersten steht eine Eins. Bis heute war ich der festen Ansicht das ein 10-er mit einer Zeit jenseits der Stundengrenze (und die bedeutet einen Schnitt von 6min/km!) Nicht mehr viel mit Laufen zu tun hat. Und das tragische daran ist, dass ich durchgelaufen bin, sprich keine Gehpausen hatte und auch an keiner Verpflegung angehalten habe. Es war einfach nicht mehr drin. Gut, Grundgeschwindigkeit beim Laufen war noch nie meine Spezialität, aber das heute war... Na ja, was war das eigentlich? Laufen wohl eher nicht.
Mögliche Erklärungen gibt es schon ein paar:
*Gerade durchgemachte Erkältung
*deutliches Übergewicht
*mangelnde Laufkilometer
*überhaupt keine Tempoeinheiten
Aber hallo, es geht hier um eine Zeit jenseits der 1-Stundenmarke bei einem 10-er. Das letzte was man da braucht sind Tempoeinheiten. Und ganz gesund werde ich schon wieder von alleine. Bleiben noch 2 Punkte zum Ansetzen. Und das werde ich nun mit der gebotenen Professionalität angehen.
Ich muß das jetzt wirklich erstmal verdauen. Und morgen passe ich meinen Trainingsplan an. Jetzt wird gelaufen. Und beim Abnehmen wir auch endlich ernst gemacht. Schließlich gibt es ein Ziel: EMU5 (für Interessierte www.emu5.de). nächstes Jahr in Roth. Aber heuer vor Weihnachten muß noch ein 10-er mit mind. einer tiefen 50-er Zeit her. Das ist sicher.
Auf jeden Fall ist der lange Weg jetzt wohl noch ein bischen länger geworden.

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