Dienstag, 9. September 2008
Mein Wiedersehen mit Roth
Quelle: www.b5-aktuell.de
Themengruppe: Roth
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tri4me, 20:00h
“Solar 3km”. Mir läuft´s plötzlich eiskalt den Rücken runter, als ich das Straßenschild lese. Und das am ersten Tag nach meinem Sommerurlaub, den ich wie immer in den letzten Jahren tauchend, faulenzend und zunehmend auf einer kleinen Malediveninsel verbracht habe. Plötzlich ist es wieder da, das Kribbeln in der Magengegend, das mich vor meinem ersten Start in Roth monatelang begleitet hat und das dann irgendwann in den letzten Jahren eingeschlafen ist.
Wahrscheinlich hat es genau diese Kombination gebraucht, um es wieder zu wecken. Eine Woche absolute Ruhe von meinem Stressjob, die einem wieder das Augenmaß schärft für die eigene Work-Life-Balance (oder besser deren Schieflage), und dann eben der kurzfristig notwendig gewordene Außendiensttermin in Hilpoltstein, bei dem im Minutentakt Ortsnamen an einem vorbeifliegen, die einem Erinnerungsfetzen durch den Kopf jagen. Routiniert arbeite ich den Termin ab. Gemerkt haben wird es keiner der Anwesenden, aber der Kopf ist gar nicht recht bei der Sache. Und dann, eigentlich schon bei der Heimfahrt, das “Solar”-Schild.
Ohne lange zu Überlegen führt mich mein Weg nicht mehr zurück zur Autobahn, sondern auf direktem Weg in das kleine mittelfränkische Dorf. Weil ich entgegen der Radroute fahre, bemerke ich erst an dem kleinen Dorfweiher links, dass ich schon längst auf der, sich in mein Gehirn eingebrannten, Route befinde. Unmittelbar hinter dem Ortsende neigt sich die Straße zuerst mäßig, dann immer steiler bergab. Ja, und dann sieht man hinunter. Jenen eigentlich unscheinbaren Berg am Ortsende von Hilpoltstein, der einmal im Jahr zum Mekka des internationalen Triathlon-Sports wird.
Ein Erinnerungsflash jagt den anderen. Als ich ihn das erste Mal hochgeflogen bin, von kontrolliertem Fahren konnte keine Rede mehr sein, lag ich unmittelbar vor der von hinten anrückenden Spitze auf ihrer zweiten Runde und zigtausende Menschen brüllten, jubelten, peitschten mich den Berg hoch, dass ich mir oben in Solar erst einmal die Krämpfe aus den Oberschenkeln drücken mußte. Ich war einfach trotz Krampf Vollgas weiter nach oben geschossen. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, so randvoll mit Adrenalin war mein Körper, was sich dann im weitern Rennverlauf noch übel rächen sollte.
Und jetzt stehe ich wieder an dem Berg. Es ist ruhig, kein Mensch zu sehen, die Sonne scheint, es hat über 25 Grad und doch habe ich Gänsehaut. Und auf einmal freue ich mich riesig auf nächsten Juli. Denn ich habe einen. Einen der begehrten Startplätze.
Eigentlich war es eher als Gag gemeint, als ich am Tag vor dem Race-Day 2008 meinem Notebook mit dem brandneuen UMTS-Stick mit zu einem Geschäftstermin nach München mitgenommen habe. Denn als ob ich eine Vorahnung gehabt hätte, hab ich mich noch in München, auf einem Hotelzimmerbett liegend, online für Roth 2009 angemeldet. Als ich dann am nächsten Tag erfahren habe, das das Rennen innerhalb von einem Tag ausgebucht war, konnte ich es zunächst gar nicht glauben. Meine allererste Roth-Anmeldung hatte ich noch völlig unproblematisch im Januar getätigt. Und heuer nun in einem Tag ausgebucht. Aber was soll´s. Ich hab einen Startplatz und ich hab wieder das Kribbeln.
O.k. wenn ich schon mal in Hilpoltstein bin, fahr ich natürlich noch zur Lände. Dem Startplatz und 1. Wechsel. Im schönstem Spätsommer-Sonnenwetter liegt die Wiese am Kanal. Ich steig aus und geh genau in die Mitte. Ungefähr dorthin, wo mein Rad dann in 10 Monaten über Nacht eingehüllt in eine Plastikhülle stehen wird. Der Blick geht hinauf zur Brücke, die zur Zeit eine Baustelle ist und ich glaube doch tatsächlich eine Lautsprecherstimme schreien zu hören “Wo ist die Brücke?”, “Ich kann euch nicht hören”. Vor mir plätschert der Kanal leise mit minimaler Strömung hinunter zur Schleuse vor sich hin. Ich halte meine Hände hinein und bin angenehm über die Temperatur überrascht. Mindestens 24 Grad hat er noch, der Kanal, obwohl der Sommer wettertechnisch alles andere als optimal verlaufen ist Und sauberer als sonst kommt er mir auch vor. Das kann aber daran liegen, dass noch nicht 1500-2000 drängelnde, strauchelnde, ins Wasser platschende Triathleten vor mir das Ufer umgewühlt haben. Richtig idyllisch ist es hier. Was für ein Kontrast zur spannungsgeladenen Athmosphäre vor dem Rennen, wenn viele Sportler vor Nervosität nicht einmal mehr fähig sind, ganze Sätze zu sprechen oder die Schwimmütze und Schwimmbrille in der richtigen Reihenfolge aufzusetzen und tausende Zuschauer für einen Hexenkessel sorgen.
Meine Entscheidung steht fest. Ich will es nächstes Jahr noch einmal wissen. Aber es wird ein langer Weg. Denn eins ist klar. Wenn ich an der Startlinie stehe, dann nur um meine Bestzeit zu knacken. Und als ich die aufgestellt habe, war ich 5 Jahre jünger und 15 kg leichter. Aber ich rede mir jetzt einfach mal ein, dass die vielen Trainingsjahre da ausgleichend wirken. Aber ich glaub mir meine eigenen Argumente nicht einmal selbst. Trotzdem steige ich beschwingt wieder in mein Auto und fahre heim.
Wahrscheinlich hat es genau diese Kombination gebraucht, um es wieder zu wecken. Eine Woche absolute Ruhe von meinem Stressjob, die einem wieder das Augenmaß schärft für die eigene Work-Life-Balance (oder besser deren Schieflage), und dann eben der kurzfristig notwendig gewordene Außendiensttermin in Hilpoltstein, bei dem im Minutentakt Ortsnamen an einem vorbeifliegen, die einem Erinnerungsfetzen durch den Kopf jagen. Routiniert arbeite ich den Termin ab. Gemerkt haben wird es keiner der Anwesenden, aber der Kopf ist gar nicht recht bei der Sache. Und dann, eigentlich schon bei der Heimfahrt, das “Solar”-Schild.
Ohne lange zu Überlegen führt mich mein Weg nicht mehr zurück zur Autobahn, sondern auf direktem Weg in das kleine mittelfränkische Dorf. Weil ich entgegen der Radroute fahre, bemerke ich erst an dem kleinen Dorfweiher links, dass ich schon längst auf der, sich in mein Gehirn eingebrannten, Route befinde. Unmittelbar hinter dem Ortsende neigt sich die Straße zuerst mäßig, dann immer steiler bergab. Ja, und dann sieht man hinunter. Jenen eigentlich unscheinbaren Berg am Ortsende von Hilpoltstein, der einmal im Jahr zum Mekka des internationalen Triathlon-Sports wird.
Ein Erinnerungsflash jagt den anderen. Als ich ihn das erste Mal hochgeflogen bin, von kontrolliertem Fahren konnte keine Rede mehr sein, lag ich unmittelbar vor der von hinten anrückenden Spitze auf ihrer zweiten Runde und zigtausende Menschen brüllten, jubelten, peitschten mich den Berg hoch, dass ich mir oben in Solar erst einmal die Krämpfe aus den Oberschenkeln drücken mußte. Ich war einfach trotz Krampf Vollgas weiter nach oben geschossen. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, so randvoll mit Adrenalin war mein Körper, was sich dann im weitern Rennverlauf noch übel rächen sollte.
Und jetzt stehe ich wieder an dem Berg. Es ist ruhig, kein Mensch zu sehen, die Sonne scheint, es hat über 25 Grad und doch habe ich Gänsehaut. Und auf einmal freue ich mich riesig auf nächsten Juli. Denn ich habe einen. Einen der begehrten Startplätze.
Eigentlich war es eher als Gag gemeint, als ich am Tag vor dem Race-Day 2008 meinem Notebook mit dem brandneuen UMTS-Stick mit zu einem Geschäftstermin nach München mitgenommen habe. Denn als ob ich eine Vorahnung gehabt hätte, hab ich mich noch in München, auf einem Hotelzimmerbett liegend, online für Roth 2009 angemeldet. Als ich dann am nächsten Tag erfahren habe, das das Rennen innerhalb von einem Tag ausgebucht war, konnte ich es zunächst gar nicht glauben. Meine allererste Roth-Anmeldung hatte ich noch völlig unproblematisch im Januar getätigt. Und heuer nun in einem Tag ausgebucht. Aber was soll´s. Ich hab einen Startplatz und ich hab wieder das Kribbeln.
O.k. wenn ich schon mal in Hilpoltstein bin, fahr ich natürlich noch zur Lände. Dem Startplatz und 1. Wechsel. Im schönstem Spätsommer-Sonnenwetter liegt die Wiese am Kanal. Ich steig aus und geh genau in die Mitte. Ungefähr dorthin, wo mein Rad dann in 10 Monaten über Nacht eingehüllt in eine Plastikhülle stehen wird. Der Blick geht hinauf zur Brücke, die zur Zeit eine Baustelle ist und ich glaube doch tatsächlich eine Lautsprecherstimme schreien zu hören “Wo ist die Brücke?”, “Ich kann euch nicht hören”. Vor mir plätschert der Kanal leise mit minimaler Strömung hinunter zur Schleuse vor sich hin. Ich halte meine Hände hinein und bin angenehm über die Temperatur überrascht. Mindestens 24 Grad hat er noch, der Kanal, obwohl der Sommer wettertechnisch alles andere als optimal verlaufen ist Und sauberer als sonst kommt er mir auch vor. Das kann aber daran liegen, dass noch nicht 1500-2000 drängelnde, strauchelnde, ins Wasser platschende Triathleten vor mir das Ufer umgewühlt haben. Richtig idyllisch ist es hier. Was für ein Kontrast zur spannungsgeladenen Athmosphäre vor dem Rennen, wenn viele Sportler vor Nervosität nicht einmal mehr fähig sind, ganze Sätze zu sprechen oder die Schwimmütze und Schwimmbrille in der richtigen Reihenfolge aufzusetzen und tausende Zuschauer für einen Hexenkessel sorgen.
Meine Entscheidung steht fest. Ich will es nächstes Jahr noch einmal wissen. Aber es wird ein langer Weg. Denn eins ist klar. Wenn ich an der Startlinie stehe, dann nur um meine Bestzeit zu knacken. Und als ich die aufgestellt habe, war ich 5 Jahre jünger und 15 kg leichter. Aber ich rede mir jetzt einfach mal ein, dass die vielen Trainingsjahre da ausgleichend wirken. Aber ich glaub mir meine eigenen Argumente nicht einmal selbst. Trotzdem steige ich beschwingt wieder in mein Auto und fahre heim.
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